Adresse:
Stadtgebiet Kempten
Auftraggeber:
Stadt Kempten, Tiefbauamt
Beauftragte Leistung:
LPH 1-9 HOAI
Projektzeiten:
Planung 2016
Bauzeit von 05/2018 bis 08/2018
Projektbeteiligte:
Tragwerksplanung:
Dr. Schütz Ingenieure, Kempten
Fotografie:
F64 Architekten
Mobilitätskonzept der Stadt Kempten
Bei der Verbesserung der Mobilität ist es unter anderem Ziel der Stadt Kempten, die Nutzungsanteile der umweltverträglichen Verkehrsmittel (Fuß, Rad, ÖPNV) zu erhöhen. Der Radverkehr soll dabei unter anderem durch bessere Infrastrukturangebote gefördert werden, in der gesamten Stadt sollen neue und teilweise überdachte Fahrradstellplätze entstehen.
Bei der Suche nach möglichen Standorten wurden touristische Ziele, öffentliche Orte und Gebäude sowie vorhandene überregionale und örtliche Radwege berücksichtigt und ausgewertet. Zudem mussten die stadträumlichen Gegebenheiten in teilweise engem und denkmalschutzrechtlich relevantem Umfeld berücksichtigt werden. Je nach Standort und Zielgruppe ergaben sich zudem unterschiedliche Anforderungen an die neuen Fahrradstellplätze. Dazu gehören:
- überdachte Stellplätze
- abschließbare Boxen fürs Rad
- Fahrradservicestation
- Schließfächer
- E-Lade-Infrastruktur
- Hinweisschilder
- Stadtplan
Für die Innenstadt wurden vorab 18 Orte definiert, an denen überdachte / größere Fahrradabstellanlagen untergebracht werden können und weitere Orte, an denen nur einfachere Abstellanlagen wie Fahrradbügel aufgrund von Platzmangel bzw. Umgebungsbeeinflussung möglich sind. Zunächst wurden vier Standorte ausgewählt, die zeitnah weiter verfolgt werden sollen, langfristig sollen die jetzt entwickelten Abstellanlagen jedoch stadtweit zu finden sein. Die Fahrradstellplätze müssen sich in den Stadtraum einfügen, trotzdem gut auffindbar sein und auf das neue attraktive Angebot aufmerksam machen. Gerade in der Nähe von städtebaulich bedeutenden und historischen Bauwerken und Plätzen muss die genaue Lage der Fahrradstellplätze sensibel ausgewählt werden. Aus diesem Grund ist auf die gestalterische Qualität bereits bei der ersten Box ein hohes Augenmerk zu legen.
Das Tiefbauamt der Stadt hat daher ein Architektur- und ein Grafikbüro mit der Entwicklung des ersten Prototyps beauftragt. Die Architekten werden den Entwurf Ihrer Fahrradbox in der öffentlichen Sitzung vorstellen. Eine Diskussion über die Qualität und Wirkung von Verkehrsinfrastruktur in sensiblen und weniger sensiblen Stadträumen soll dann zu einer guten, kostengünstigen und vielfach realisierbaren wandelbaren Lösung für das neue Infrastrukturangebot der Stadt führen.
Die erste überdachte Fahrradstation soll am Standort Grabengasse 2017 errichtet werden. Weitere Standorte, die zeitnah verwirklicht werden sollen, sind im Bereich des Forums, am nördlichen Hildegardplatz und am Sigmund-Ullmann-Platz.
Bei der Grabengasse ist die Lage der neuen "BikeBox" vor dem historischen Ortsrand in der breiten Grünzone, die den Altstadtrand von Iller trennt, vorgesehen. Sie liegt unmittelbar am vorhandenen Radwegenetz sowie nah zur Innenstadt an Stelle von bestehenden Parkplätzen. Über den Illersteg läuft eine Hauptwegeverbindung von der Innenstadt nach Osten und dann an der neuen BikeBox vorbei zur Innenstadt.
Architektonisches Konzept der BikeBox
Die Entwurfskonzeption basiert auf einer modularen Bauweise, die an die jeweiligen Anforderungen und Standorte flexibel angepasst und später bei Bedarf auch erweitert werden kann. Das Grundmodul hat eine Größe von 3 x 3 m und besteht aus 4 Stahlstützen und einem Dach aus einer Kreuzlagenholzplatte. Die Module können entweder linear als einreihige oder punktuell als zweireihige Anordnung gruppiert werden. Je nach den örtlichen Gegebenheiten sind Gesamtabmessungen von 3 x 6 m, 3 x 9 m bzw. 6 x 6 m, 6x9m möglich. Bei der Gestaltung der BikeBoxen war die zentrale Aufgabe, maximale Transparenz, Offenheit und soziale Kontrolle einerseits, maximalen Schutz der Räder vor Regen, Schnee, Diebstahl und Beschädigungen durch Wetterschutzwände und geschlossene Boxen andererseits in ein ausgewogenes Verhältnis zu bringen.
Die Module erfüllen die wesentliche Grundanforderung einer Fahrradstation: überdachte Radstellplätze mit folgenden Optionen: abschließbare Boxen für hochwertige Räder, Schließfächer mit Ladestationen für E-Bikes und eine Fahrradservicestation mit Werkzeug und Aufhängevorrichtung zu den Grundmodulen kombinierbar. Ein Stadtplan mit Radewegekarte und wichtigen touristische Zielen und Angaben über weitere BikeBoxen runden das Angebot ab.
Auf einer Seite ist ein Wetter- bzw. Sichtschutz aus satiniertem Glas konzipiert, auf dem das neue Logo BikeBox platziert wird. Der Dachrand wird rundum mit Metallkassetten verkleidet und dient ebenso als Präsentationsfläche für die Wort-Bildmarken der Stadt Kempten (Allgäu) und der BikeBox. Das Dach wird als extensives Gründach ausgebildet, um auch von den umliegenden Häusern die fünfte Fassade erlebbar zu gestalten.
Das Farb- und Materialkonzept ist reduziert angelegt:
- helle metallische Farben an Stützen, Dachrand, Radboxen und Schließfächern
- versilberte vorpatinierte Holzoberfläche der Dachuntersicht
- satinierte, seitliche Wetterschutzverglasung mit ausgesparter transparenter Logoausprägung
Die Zurückhaltung in der Farbwahl lässt Raum für die bunte Farbwelt der Räder und ermöglicht eine Integration der BikeBoxen auch an städtebaulichen sensiblen Standorten in der Innenstadt. Die Prägnanz der Gestaltung wird die Auffindbarkeit und Wiedererkennung der BikeBox trotzdem gewährleisten. Je nach Standort ist eine Ausbildung der Bodenfläche mit der auf Radwegen eingesetzten roten Markierungsfarbe oder das Durchlaufen des historischen Stadtbodens vorstellbar. Am Übergang zwischen den Wänden der Radboxen bzw. der Seitenverglasung und dem Dach sind in eine Nut LED-Bänder eingearbeitet die bei Dunkelheit der Beleuchtung der BikeBox dienen.