Adresse:
Kaufbeurer Straße 1
87437 Kempten
Auftraggeber:
Allgäuer Überlandwerk GmbH, Kempten
Architekturpreis:
Polis Award 2018 - 2. Preis in der Rubrik "Lebenswerter Freiraum"
Thomas Wechs Preis 2018 - Engere Wahl
Beauftragte Leistung:
LPH 1-9 HOAI
Projektzeiten:
Planung: ab 03/2013
Bauzeit: 05/2014 - 06/2016
Projektgröße:
Tiefbau - Wasserkraftwerk mit Fischaufstiegshilfe:
BRI: 4.750 m3
BGF: 870 m2
Hochbau - Krafthauszugang und Sommerbar mit öffentlicher WC-Anlage:
BRI: 1.060 m3
BGF: 250 m2
HLS-Planung:
Ingenieurbüro Güttinger, Kempten
Aussenanlagen - Illerterrassen und Parkanlage:
AUF: 2.900 m2
Baukosten:
3,7 Mio € inkl. MwSt.
Projektbeteiligte:
Planung und Tragwerk Tiefbau, Stahlwasserbau und Kraftwerkstechnik:
IB Dr. Koch, Kempten
Tragwerksplanung Hochbau:
IB Lämmle, Wiggensbach
Ausstellungsgestaltung:
jangled nerves, Stuttgart
Visualisierung:
killius ernst architekten, München
Fotografie:
Nicolas Felder, Wiggensbach
Stefan Krause, Kempten
> Zeitraffervideo Baustelle
Hintergrund des Projektes
Um eine weitere wasserrechtliche Konzession für das bestehende Kraftwerk an der Illerstraße auf der gegenüberliegenden Flussseite zu erhalten, musste an der Wehranlage eine Fischaufstiegshilfe geschaffen werden, was aber baulich auf der Westseite der Iller nicht umzusetzen war. Aus diesem Grunde wurde die Idee geboren auf der Ostseite eine Fischtreppe und ein Restwasserkraftwerk zur regenerativen Energiegewinnung zu errichten. Das Dotationskraftwerk erzeugt zudem eine für Fische zur Orientierung nötige Lockströmung am Eingang der Fischtreppe.
Das Allgäuer Überlandwerk wollte mit dem Projekt neben der St. Mang-Brücke aber nicht nur eine Anlage zur Stromgewinnung errichten, sondern einen attraktiven Platz am Eingangstor zur Altstadt schaffen. Das Projekt ist ein weiterer Baustein des Masterplanes „Iller erleben“. Ziel des Projektes ist die Öffnung der Stadt Kempten hin zur Iller, die Schaffung einer einzigartigen Natur- und Freizeitlandschaft.
Die neue Illerterrasse an der St. Mang-Brücke integriert sich in die geplante Illerpromenade mit den umgestalteten Grünbereichen. Ein Café lädt zum Ausblick auf Altstadt und Fluss ein.
Die Aussichtsplattform ist in eine obere Terrasse auf Höhe der bestehenden Hochwasserschutzmauer und eine um 5 Sitzstufen zur Iller hin abgesenkte untere Terrasse gegliedert. Das Kraftwerk ist scheinbar unsichtbar hinter der bestehenden Hochwassermauer.
Materialität Baukörper
Die Fassaden der beiden Baukörper Krafthaus und Sommerbar sind mit sandgestrahlten opaken Gussweißglasschalen versehen.
Das Sichtbetondach wird von einer Stehlenreihe aus schlanken Stahlstützen getragen, die sich von der offenen Mitte hin zu den beiden spitzen Enden des Daches in ihrer Dimension zu Stäben verjüngen und gleichzeitig im Abstand zu einem Stabfilter verdichten. Durch Überlagerung und Verdichtung, Entflechtung und Aufweitung der Stützenreihen ergeben sich differenzierte Durch- und Aussichten zu Park, Iller und Altstadt.
Die gekurvten Höhenschichten der Plattform, Sitzstufen und der Dachscheibe sind mit metallischen Setzkanten aus mattem Edelstahlblech eingefasst. Die Bodenflächen der Illerterrassen erhalten einen homogenen Belag aus geschliffenem Farbasphalt.
Die Geländer rund um die Illerterrasse bestehen aus gebogenen sandgestrahlten Stabgeländern. Im Höchstwassserfall werden die Geländer auf der unteren Illerterrasse durchflutet und die Terrasse abgesperrt. Das Dach wurde mit einer extensiven Dachbegrünung versehen, damit sich das Gebäude auch von den umgebenden Höhenzügen aus gesehen harmonisch in die neue Parkanlage einfügt.
Ausstellungskonzept
Die Ausstellung nimmt zwei formale Prinzipien der Architektur auf und setzt diese zu einem eigenständigen, wiedererkennbaren und flexiblen Ausstellungssystem um:
– Stelen:
Angelehnt an die schlanken Stützen des Gebäudes befinden sich an verschiedenen Stellen des Ausstellungs-Parcours frei stehende Stangen als Informationsträger. Die Ausstellungsexponate werden als runde aufgesetzte zylindrische Röhren oder Fernrohre ausgebildet und fügen sich so in die gekurvte Formensprache der Architektur ein.
Die Ausstellung gliedert sich in drei Themenfelder:
– Vergangenheit:
Großexponate (Kollergang und Mühlstein) und verschiedenen frei stehenden Stelen als »Meilensteine«, Integriert in die Grünfläche.
– Gegenwart:
Als Durchbruch in der Bodenfläche (Fischtreppe) oder als reale und virtuelle Blicke in das Kraftwerk, im Nahbereich der Turbine.
– Zukunft:
Als medialisierte Fernrohre und frei stehende Stelen als »Wünsche« und »Visionen« im Bereich der Uferkante.
Die Ausstellung spielt wie die Architektur mit unterschiedlichen Sicht-Weisen:
An-Sicht – Panoramen, Perspektiven
Ein-Sicht – Situation vor Ort, Authentizität, reale Blicke
Rück-Sicht – Kempten, Geschichte, Wasser-Kraft-Nutzung
Weit-Sicht – Visionen, Didaktik, Filme, Animationen, Energie-Zukunft
Über-Sicht – Zeichnungen, Bilder, Pläne, Illerverlauf
Durch-Sicht – Objekte, Exponate, Hands-on
Aus-Sicht – Verweilen, Sitzplätze, Natur, Stadt
Die einzelnen Installationen der Ausstellung werden mit den unterschiedlichen Sicht-Weisen beschriftet.
Veröffentlichung
architekturforum kempten, P059-P117 Architektur im Allgäu 2006-2015, Kunstverlag Josef Fink, 2017
Bayerische Architektenkammer (Hg.), Architektouren 2017, München 2017
BDA Bayern, thomaswechspreis 2018, architekturpreis für Schwaben, Augsburg 2018
architekturforum Allgäu e.V., Baupreis Allgäu 2018 - Die Projekte