Auftraggeber:
Stadt Memmingen
Wettbewerb:
Nicht offener städtebaulicher Realisierungswettbewerb
Projektbeteiligte:
Lars Consult GmbH, Memmingen
Landschaftsarchitekt:
Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten GmbH, München
Aufblühen im neuen Quartier am Stadtgraben
Die neuen Memminger Rosenhöfe, am östlichen Rand der Altstadt, stehen für neue städtische Dichte und Nutzungsvielfalt. Die Erdgeschoss-Zonen bieten Platz für Gastronomie und Einzelhandel und versorgen das neue Quartier sowie die Umgebung. Der Rückbezug auf die ehemalige Stadtmauer öffnet den Städtebau zur Mewo und unterstützt die kulturelle Verzahnung im Stadtraum. Die Adressbildung des ehemaligen Kalchtors wird durch eine Kleinarchitektur hervorgehoben.
Im Süden platziert sich das Hotel als Auftakt und wird mit dem Bahnhof verknüpft. Generationenübergreifendes Wohnen mit der Orientierung in gemeinschaftliche Innenhöfe schaffen Klima-Komfortzonen und generieren ein neues kollektives Gefühl der Nachbarschaft.
Rosenhöfe – Aufblühen im neuen Quartier am Stadtgraben
Wer aufmerksam die Altstadt von Memmingen durchwandert bemerkt eine stadträumliche Eigenheit, welche Gebäude, Straßen und Plätze umfasst. Besonders prägend ist die Ausrichtung der Häuser entlang der mittelalterlichen Straßenführung. In der Regel sind es die schmalgeschnittenen, ortstypischen Parzellen, die giebelständige Häuserreihen entstehen lassen und deren „Gesichter“ die Adressen an den Hauptachsen bilden. Trifft eine Parzelle auf eine Ecklage zeigen sich häufig langgezogene Traufen.
Zwischen den Straßen und Gassen liegen die Memminger Stöcke, weitgehend geschlossene, heterogene und kleinkörnige Quartiersblöcke. Vor- und zurückspringende Gebäudelinien, schmale aneinandergereihte Baukörper mit Steildächern um unregelmäßig geformte Innenhöfe bilden das historisch gewachsene Stadtbild.
Dieses besondere Stadtgefüge nehmen wir auf, interpretieren es neu und schaffen eine aussagekräftige Adresse für das östliche Tor zur Altstadt Memmingens und ein attraktives Leben und Wohnen in der Stadt. Willkommen in den neuen Memminger Rosenhöfen!
Städtebau – Innere Werte schaffen
In den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde im Zuge des Eisenbahnbaus nahezu die komplette östliche Stadtbefestigung abgetragen. Lediglich ein kleiner Mauerabschnitt nördlich der Kalchstraße hat die Zeit überdauert. Ihr Verlauf im Plangebiet wird aufgegriffen und so an der neu geschaffenen Häuserflucht entlang der Bahnhofstraße wieder im Stadtbild ablesbar.
Die geplanten Baukörper folgen entlang dieser neuen klaren Stadtkante dem Prinzip der Memminger Stöcke und fügen sich so in das historisch gewachsene Stadtbild. In der Mitte schlägt auf unterschiedlichen Ebenen das grüne Herz des Areals.
Entlang der Bahnhofsstraße betonen giebelständige Gebäude den künftigen repräsentativen Anspruch des neuen Stadteingangs. Das „Neue“ lässt sich mit dem „Vorgefundenen“ ein, ohne auf eine selbstbewusste Eigenständigkeit zu verzichten. Zwischen Kunsthalle, Maxi-Center und Bahnhofsareal gelegen, schaffen wir mit den neuen Memminger Rosenhöfen eine Orientierung stiftenden Trittstein, ein attraktives Entrée und Vermittler zur Altstadt.
Im Sinne einer innerstädtischen, städtebaulichen Dichte orientieren sich die Gebäudehöhen im Wesentlichen am Bestand und liegen im Regelfall bei drei Geschossen plus Dachgeschoss. Zur Heidengasse passen sich die Gebäude durch Reduzierung um ein Geschoss an die angrenzende Bebauung an.
Nutzungen – Vielfalt vereinen
Im Zuge der Neugestaltung entsteht mit Hotel, Gastronomie, Ladenlokalen, Nahversorgern, Co-Working und Wohnen ein heterogener Nutzungsmix, der durch seine Vielfalt gemeinschaftliches Miteinander stärken kann und für Belebung des Stadtviertels sorgt.
Programmatisch teilt sich das Quartier in zwei neue Memminger Stöcke. Als neues Wahrzeichen im Quartier bildet das Hotel im Süden in strategischer Toplage den Auftakt als direktes Gegenüber zum geschäftigen Bahnhof. Zur Steigerung der Attraktivität öffnen sich zur Maximilianstraße zudem großzügige, flexibel teilbare Handelsflächen.
Quartier – Wohnen in der Gemeinschaft
Wir erschaffen Zuhause. Die Anordnung der Wohnräume zielt auf ein neues Miteinander. Nachbarschaft als Haltung schreiben wir GROSS. Gemeinschaftliches, extrovertiertes Wohnen und Leben zu den Wohnhöfen stärken die Kommunikation und Interaktion in der Gemeinschaft, introvertierte Bereiche auf der abgewandten Seite respektieren Privatheit und schaffen notwendige Rückzugsbereiche. Schaltbare Loggien können den privaten Freiraum zusätzlich ergänzen – Wohnen mit Vielfalt.
Die Wohnungsgrundrisse variieren von Single- und barrierefreien Seniorenappartements bis Vier-Zimmer-Wohnungen für Familien. Unser Vorschlag versucht auf die individuellen Bedürfnisse jedes Einzelnen einzugehen. Auf einem modularen System aufbauend, entstehen flexibel zugeschnittene Grundrisse zum Wohnen und Arbeiten mit immer gleichen Versorgungskernen. Dies ermöglicht den Einsatz von Systemnasszellen und macht Bauen wirtschaftlich.
Vereinzelt angeordnete langgestreckte Sitzbank-Blöcke in Ost-West-Richtung stärken diese Orientierung und Verzahnung. Kleinere, den Rosenhöfen vorgelagerte, gastronomisch genutzte Außenräume und attraktive Verkaufsflächen flankieren und beleben den geschaffenen Freiraum an der Bahnhofstraße.
Den bislang wenig attraktiven Freiraum nördlich der Kunsthalle nehmen wir in den neuen Gestaltungskanon auf. Großzügige Sitzstufen zur Gleisunterführung erweitern den nutzbaren Stadtraum an der Kunsthalle. Die barrierefreie Schleife wird in den Kontext eingebunden und wertet die Vegetationsflächen nachhaltig auf.
Ein weiterer Ort zur Belebung des öffentlichen Raums entsteht zwischen Bahnhof und Kunsthalle. Ein großzügiger, multifunktionaler Platz ermöglicht der vorhandenen Gastronomie an der Kunsthalle zusätzliche attraktive Außenbestuhlung. Die Stellplätze werden durch eine Neustrukturierung und zusätzliche Baumpflanzungen in die Gesamtkonzeption des neuen Stadtgrabens eingebunden.
Die Bahnhofsstraße wird auf eine minimale Breite (5,00 m, d.h. 2,50 m pro Richtung sowie zusätzlichen 1,50 m breite Schutzstreifen rechts und links für Fahrradfahrer) reduziert und grenzt sich zu den westlich und östlich liegenden Freiräumen lediglich durch einen Bordstein, der in bestimmten Bereichen abgesenkt wird, ab.
Nachbarschaft in den Rosenhöfen
Die für das Konzept charakteristischen Innenhöfe bilden auf verschiedenen Ebenen die grüne Lunge des Areals und bieten mitten in der Stadt hohe Wohnqualität. Mit nutzbaren Grünflächen und Gehölzpflanzungen entstehen ökologisch hochwertige Freiräume, die Gartenflächen und Spiel- bzw. Gemeinschaftsorte mit verschiedenen Sitzbereichen anbieten.