Adresse:
Karl-Schönleben-Straße
Nürnberg
Auftraggeber:
wbg Nürnberg GmbH Immobilienunternehmen, Nürnberg
Wettbewerb:
Planungsgutachten 07/2015, 1. Rang und Zuschlag
Beauftragte Leistung:
Gebäudeplanung LPH 1-5 HOAI
Projektzeiten:
Planung: ab 01/2016
Bauzeit: 10/2016-12/2022
Projektgröße:
BGF: 11.200 m²
Baukosten:
Baukosten KG 300+400: 9,81 Mio. € inkl. MwSt.
Energiestandard:
KfW-Effizienzhaus 55
Projektbeteiligte:
Freianlagenplanung:
Keller Damm Roser Landschaftsarchitekten, München
Fotografie:
wbg Nürnberg GmbH
Städtebau
Ziel des vorliegenden Konzeptes ist es, im Rahmen der Vorgaben des Bebauungsplanes durch leichte Verschiebungen der Gebäude zueinander, eine Raumbildung zwischen den Punkthaus-Paaren aus jeweils einem Zwei- und einem Dreispänner herzustellen. Die Situation an der Wendeplatte bildet den Abschluss der Reihe durch den etwas größeren Versatz des Dreispänners im Südwesten und durch die Fassung der Platzsituation mit dem gedrehten Dreispänner östlich außerhalb des Wettbewerbsgebietes.
Von der im B-Plan teilweise erlaubten fünf-geschossigen Bebauung wird abgesehen im Sinne einer gleichmäßigeren Erscheinung der Bebauung und einer geringeren Beeinträchtigung der östlichen Nachbarn bei trotzdem voller Ausnutzung des erlaubten Maßes der Baulichen Nutzung.
Mit dem Abweichen von einer strengen Reihung und teilweiser Freistellung der Häuser lassen sich relativ geringe Abstände zwischen den Gebäuden mühelos realisieren. Die Wohnungen sind im Bereich der Wohnbereiche nicht durch ein zu nahes Gegenüber beeinträchtigt. Trotz der Varianz stehen die Häuser in einer Ordnung zueinander und können Bezüge zueinander und auch zur Umgebungsbebauung aufnehmen.
Die Verschiebung der Häuser zueinander stärkt die im Bebauungsplan bereits vorgegebene Gruppierung in Haus-Paare, sie schafft Raum für eine gemeinsame Erschließung und gemeinsame Freibereiche, und stärkt damit nicht nur die nachbarschaftliche Identität, sondern auch die Adressbildung. Die Freiräume an der Wohnstraße werden durch Nebengebäude gegliedert. Es entstehen vielfältige freiräumliche Bezüge und Aufenthaltsbereiche.
Erschließung
Die beiden keilförmigen Tiefgaragen-Abfahrten werden im Norden bzw. im Süd-Osten an die Grundstücksgrenzen gerückt. Hier ist die Störung für die angrenzenden Wohnbereiche am geringsten.
Die Aufzüge und Treppenhäuser werden durch die Tiefgaragen barrierefrei über Schleusen erreicht. Eine oberirdische Parkierung wird bis auf die im öffentlichen Raum befindlichen Stellplätze nicht als zielführend erachtet, zu stark wäre die Störung des Wohnumfeldes und der Flächenverbrauch.
Die ebenerdigen Hauszugänge erhalten überdachte Hauseingänge. Dem Hauspaar ist im Eingangsbereich ein gemeinsames, raumbildendes Fahrrad- und Müllhaus zugeordnet. Hier finden 20 Fahrräder und die Mülltonnen einer Hausgemeinschaft Platz. Die restlichen Fahrradstellplätze sind nicht überdacht.
Landschaftsarchitektonisches Konzept
Die Freiraumgestaltung vereint die Anforderungen an Nutzungen und Durchwegung mit den Ansprüchen der Bewohner, sowohl der Erdgeschosse als auch der Wohnungen in den oberen Stockwerken. An der besonderen Nahtstelle zwischen der verkehrsberuhigten Erschließung im Osten und den öffentlichen Grünflächen im Westen und Süden besteht hier ein besonderes Maß an Notwendigkeit zur Gliederung der Flächen und Zuordnung von Privatbereichen zu Wohnungen.
Die Gebäude erhalten jeweils paarweise eine definierte Eingangssituation, als kleiner Vorplatz mit Sitzgelegenheiten, offenen Fahrradstellplätzen und den in einer Einhausung überdachten Abstellplätzen für Fahrräder sowie die Mülllagerung, die hier jeweils mit kurzen Wegen zu erreichen sind. Die Plätze sind mit mittelgroßen Bäumen ausgestattet, wie Trompetenbaum oder Robinie, die in wasserdurchlässigen Wegflächen gepflanzt werden, und damit begehbare und im Sommer angenehm beschattete Plätze schaffen.
Gemeinschafts- bzw. Spielflächen werden im Norden und Süden des Grundstücks vorgeschlagen, die durch Einfriedungen vom öffentlichen Bereich und den Wohnungsfreiflächen im EG abgrenzt werden und damit einen privaten Charakter erhalten.
Die unterschiedlichen Bereiche werden jeweils durch Hecken wahrnehmbar gegliedert, wobei hier geschnittene Hecken innerhalb des Grundstücks Sichtschutz bieten, zum Grünzug hin übernehmen freiwachsende Hecken die gleichen Funktion, stellen aber durch ihren Charakter einen passenden Übergang zu den öffentlichen Flächen hier.
Baukörper, Wirtschaftlichkeit, Energie und Haustechnik
Die Gebäude nehmen jeweils 7 bis 13 Wohnungen auf. Je Geschoss 2 bis 3 Wohnungen, je Dachgeschoss 1 bis 2 größere Wohnungen mit großzügigen, teils Loggien-artig überdeckten Dachterrassen. Jeder Erdgeschosswohnungen ist eine Terrasse mit privatem Gartenanteil zugeordnet. Obergeschoß-Wohnungen erhalten einen großzügigen Balkon mit geschlossener Brüstung.
Hohe Wirtschaftlichkeit beim Tragwerk und der Installationsführung wird erreicht durch die Stapelung gleichartiger Grundrisse übereinander. Die einfache Grundrissstruktur und die Lage der Bäder erlaubt eine hohe Flexibilität innerhalb der Wohnung. Hier kann auf verschiedenste Kundenwünsche leicht reagiert werden. Trotz der Stapelung von Grundrissen kann in der Fassade ein lebhaftes Spiel mit den bodentiefen Fenstern entstehen.
Die massive, robuste und wärmebrückenfreie Konstruktion aus Thermoplan-Ziegeln ohne Vollwärmeschutz und überdämmten Stahlbetonpfeilern ist leicht und wirtschaftlich zu erstellen. Die Gebäude lassen sich aber auch ortsüblich mit Kalksandstein und WDVS herstellen.
Die Beheizung der Räume erfolgt über Fußbodenheizung mit niedriger Vorlauftemperatur. Kontrollierte Bad- und WC-Abluft mit Nachströmung über den Fensterfalz der Holz-Alu-Fenster sorgt für die erforderliche Raumluft-Hygiene. Bei etwas größerer Gebäudehöhe eignen sich die Grundrisse auch für den Einsatz dezentrale Lüftungsgeräten in den Bädern. Auf den Flachdächern können Kollektoren für die Brauchwasser-Erwärmung angeordnet werden.