Umbau und Generalsanierung des Vermessungsamtes in Memmingen

    Adresse:

    Bismarckstraße 1

    87700 Memmingen

    Auftraggeber:

    Freistaat Bayern, vertreten durch das Staatliche Bauamt Kempten

    Beauftragte Leistung:

    LPH 1-8 HOAI

    Gebäude und Freianlagen

    Projektzeiten:

    Planung: 03/2009 - 12/2009

    Bauzeit: 01/2010 - 10/2011

    Projektgröße:

    BRI: 6.873 m³

    BGF: 1.996 m²

    Baukosten:

    KG 200 - 700

    2,4 Mio. € inkl. MwSt.

    Energiestandard:

    Der EnEV-Anforderungswert Neubau wird um über 50% unterschritten

    Primärenergiebedarf:

    75 kWh/m2a

    Projektbeteiligte:

    Landschaftsarchitektur:

    F64 Architekten mit Marita Zinth, Immenstadt

     

    Fotografie:

    Rainer Retzlaff (erstes Foto)

    Herrmann Rupp

    Ausgangslage

    Das Vermessungsamt Memmingen wurde 1958 in der Bismarckstraße 1 erbaut. Bis 1998 teilten sich das Vermessungs- und Gesundheitsamt die Räumlichkeiten. Seit dem Auszug des Gesundheitsamtes standen der Südflügel und der östliche Anbau leer und wurden aufgrund der neuen Nutzungsanforderungen als auch wegen der zu erwartenden aufwändigen Sanierungsarbeiten als nicht erhaltenswert angesehen. Eine unbefriedigende Situation stellen die beiden sich gleichenden Nordeingänge dar. Sowohl ihre Ausrichtung als auch ihre ähnliche Ausführung lassen keinen klar definierten, nur für die Öffentlichkeit bestimmten Gebäudezugang erkennen. Zudem fehlt eine behindertengerechte Erschließung des gesamten Gebäudes. Der Bereich des derzeitigen Kundenservice im Erdgeschoss wird als nicht optimal angesehen. Es fehlt die Transparenz zum Kunden und eine ansprechende Warte- und Beratungszone in einem repräsentativen Erscheinungsbild. Mit dem Umbau soll eine Anpassung an die aktuellen Bedürfnisse der Nutzer, eine Sanierung im Hinblick auf die Bausubstanz und eine energetische Sanierung unter Berücksichtigung regenerativer Energiequellen und neuester Anforderungen vorgenommen werden.

     

    Architektur

    Durch den Abbruch der Nebengebäude wird der Verwaltungsbau freigestellt, es entsteht ein einfacher, ruhiger Baukörper. Im Rahmen der Sanierung wird das Gebäude entsprechend der tatsächlichen Struktur in eine zeitgemäße Gestaltung transformiert, die sich gleichzeitig auf die typische Formensprache der 50er Jahre bezieht. In Anlehnung an den Bestand beziehen sich etwa die vorgesehenen Fensterbänder auf die lineare Fassadengestaltung, der Dachüberstand wird minimal gehalten.

      

    Freiraumplanung

    Durch den Abbruch des Südflügels entstehen die erforderlichen Stellplätze im Innenhof für die Angestellten. Die Zufahrt erfolgt kontrolliert durch eine Schranke. Um die Versiegelung der Freiflächen so gering wie möglich zu halten, wird auf den Stellplätzen Pflaster mit Rasenfugen verlegt und nicht ständig befahr- od. begehbare Restflächen als Schotterrasen ausgeführt. Die Entwässerung des Oberflächenwassers auf dem Grundstück in Kombination mit Hofabläufen ist somit gewährleistet. Hecken und Baumpflanzungen zur Rheineckstraße bilden den östlichen Abschluss des Innenhofs zur Straße. Die beiden Besucherparkplätze liegen unmittelbar vor dem neuen Haupteingang.

     

    Erschließung 

    Die unklare Zugangssituation des Gebäudes wird durch das verschließen eines Eingangs und durch den Bau eines neuen Haupteingangs gelöst. Das vor die Ostfassade gestellte, kompakte Element aus eingefärbten Stahlbetonfertigteilen, hebt sich in Material und Farbgestaltung vom Baukörper und anderen Gebäudeeingängen deutlich ab und wird so für die Öffentlichkeit als Zugang zum Kundenservice klar ersichtlich. Der verbleibende Nordeingang dient nur noch den Angestellten des Hauses als Zugang ins Treppenhaus. Das Gebäude ist zusätzlich vom Angestelltenparkplatz über einen neuen Eingang auf der Südseite erschlossen. Er ist barrierefrei und mit einem Aufzug ausgestattet, der über alle Geschoße das Gebäude erschließt. Durch die Kombination aus geplanter und vorhandener Erschließung ist es jederzeit möglich, das Gebäude geschoßweise in getrennte Nutzungseinheiten aufzuteilen.

     

    Raumprogramm

    Im Anschluss des neuen Haupteingangs befindet sich der neue Kundenservice. Durch den Abbruch von Innenwänden entsteht eine großzügige Raumabfolge, gegliedert in Ausstellungs-, Warte- und Beratungs-bereich. Der Kundenservice ist entsprechend den Nutzungsanforderungen mit einer Beratungstheke, einem Infoscreen, Ausstellungsvitrinen und Sitzmöbeln eingerichtet. Die großen Räumlichkeiten der ehemaligen Registratur im 1.OG beherbergen den neuen Sozial- und Seminarraum, ausgestattet mit Teeküche, Beamer, Projektionsfläche und einem mobilem Möbel zur Trennung beider Bereiche.

     

    Bautechnik

    Größere Umbaumaßnahmen innerhalb des Gebäudes sind der Bau eines Personenaufzuges über alle Etagen, der Abbruch tragender Wände und der Einbau eines Behinderten WC’s. Weitere interne Umbaumaßnahmen beschränken sich auf das Schließen oder Öffnen von Nischen, Fenster- und Türöffnungen, errichten neuer Leichtbautrennwände sowie der teilweisen Verlegung neuer Estrich- und Bodenbeläge. Aus brandschutztechnischen Gründen werden Rauchschutztüren in den Fluren eingebaut. Im Hinblick auf die Bausubstanz und die energetischen Sanierung wird das Gebäude auf den neuesten Stand gebracht. Die Außenfassade wird mit einem Wärmedämmverbundsystem versehen, die Kelleraußenwände abgedichtet und gedämmt. Neue Kellerfenster mit Wärmeschutzverglasung und Lichtschächte aus Betonfertigteilen eingebaut. Die feuchten Putzflächen im Keller werden saniert und die Archivräume mit Heizkörpern versehen. Auf eine Feuchtigkeitsabdichtung der Bodenplatte wird aus wirtschaftlichen Gründen verzichtet. Die alten Fassadenfenster werden durch Fenster mit einer Wärmeschutzverglasung ersetzt. Süd- und westseitig wird außenliegender, in das WDVS integrierter Sonnenschutz angebracht.
    Die günstige Ost- West Ausrichtung des Gebäudes ermöglicht auf der kompletten Südseite des Daches die Installation einer Photovoltaikanlage. Die ehemals innenliegende Dachentwässerung wird durch ein komplett außenliegendes Entwässerungssystem ersetzt.
    Eine Pellet-Heizung als regenerative Energiequelle versorgt das Gebäude mit Wärme. Das Ämtergebäude wird mit neuen Heizkörpern inkl. Rohrleitungen ausgestattet. Elektrotechnisch wird das Gebäude mit neuen Leitungen und Leuchtkörpern aufgerüstet.  

    Bild zum Projekt Vermessungsamt, Memmingen
    Bild zum Projekt Vermessungsamt, Memmingen
    Bild zum Projekt Vermessungsamt, Memmingen
    Bild zum Projekt Vermessungsamt, Memmingen
    Bild zum Projekt Vermessungsamt, Memmingen
    Bild zum Projekt Vermessungsamt, Memmingen
    Bild zum Projekt Vermessungsamt, Memmingen
    Bild zum Projekt Vermessungsamt, Memmingen
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