Adresse:
Füssener Straße 64
87437 Kempten
Auftraggeber:
Bauherrengemeinschaft F64 Felbinger, Klempp, Köhler, Lindermayr
Architekturpreis:
Baupreis Kempten 2005
- Preisträger
KfW-Award 2004
- 2. Preis
Beauftragte Leistung:
LPH 1-8 HOAI
Projektzeiten:
Planung: ab 04/2001
Bauzeit: 04/2002 - 03/2003
Projektgröße:
BRI: 2.400 m³
WF: 594 m²
Baukosten:
KG 100-700
1 Mio. Euro inkl. MwSt.
Energiestandard:
Niedrigenergiehausstandard (EnEV 2002)
Heizwärmebedarf 70 kWh/(m²·a)
Projektbeteiligte:
Tragwerksplanung:
Manfred Merdion, Durach
Fotografie:
Rainer Retzlaff, Niedersonthofen
Funktionale und strukturelle Einbindung in das Stadtgefüge
Das Gebäude bildet den Endpunkt einer Reihe von Arbeiterhäusern, die entlang des Flusses Iller in einem zentrumsnahen Viertel rund um die ehemalige Spinn- und Weberei in Kempten (Allgäu) Ende des 19. Jahrhunderts entstanden sind. Das Grundstück liegt an einem aufsteigenden Steilhang hin zum attraktiven Engelhaldepark, dem größten Landschaftspark der Stadt.
Beitrag zur Aufwertung des innerstädtischen Quartiers
Die Stadt Kempten ist bemüht die besondern Qualitäten und Potentiale der „Stadt am Fluss" zu verstärken, die Attraktivität der innerstädtischen Uferbereiche zu verbessern. Ein bisher vernachlässigter Teil erhält durch die Vitalisierung des Gebäudes einen architektonischen Impuls. Das vormals leerstehende, verfallende Haus wurde aus den Liegenschaften der Stadt Kempten erworben, saniert und einer neuen Nutzung zugeführt. Das Ergebnis ist ein städtebauliches Signal mit Vorbildcharakter für die Nachbarschaft.
Architektonische und städtebauliche Qualität
Das Gebäude wurde saniert mit Mitteln zeitgemäßer Architektursprache. Durch Reduktion auf das Wesentliche, behutsame Eingriffe in die Proportionen, den Einbau flächenbündiger Fenster und eine prägnante Farbgebung entsteht aus gründerzeitlicher Behäbigkeit ein geradezu monolithisch wirkender Baukörper von hoher architektonischer Qualität.
Die existierenden Zweispännerwohnungen mit Mittelflur und Durchgangsräumen wurden in flexible, attraktive Single- oder Paarwohnungen in den oberen und repräsentative Büros in den unteren Geschossen umgewandelt.
Auf der bislang brachliegenden östlichen Hangseite zum Engelhaldepark wurden neue große Öffnungen ausgebrochen und allen Wohnungen Terrasse, Balkon oder Loggia zugeordnet. Durch die gestaffelte Anordnung der Freibereiche wird sogar im 2. Obergeschoss eine Terrasse über einen kleinen Steg erreichbar. Alle Wohnungen kommen im Westen in den Genuss der wertvollen Aussicht zu Altstadt und zum Fluss Iller.
Innovative Aspekte
Beim Umbau wurden ausschließlich ökologische Baumaterialien eingesetzt. Das Gebäude erfüllt den Niedrigenergiestandart von Neubauten: Bodenplatte und erdberührende Bauteile wurden gedämmt, die massiven Außenwände aus Vollziegelmauerwerk wurden mit einem Vollwärmeschutz aus Zellulosedämmung, Holzweichfaserplatten und Mineralputz versehen, das Dach mit Holzweichfaserplatten und Zellulosedämmung gedämmt und mit Betondachsteinen gedeckt.
Die gesamte Haustechnik wurde erneuert. Durch die Umstellung von Öl-/Kohle-Einzelöfen auf Gas-Brennwerttechnik wird eine Reduktion der klimaschädlichen CO²-Emissionen von ca. 70 Tonnen im Jahr erreicht. Die zentrale Heizungsanlage in Verbindung mit einer Bauteil-Temperierung in den massiven Wandflächen sorgt für eine angenehme Strahlungswärme ohne störende Heizflächen.
Veröffentlichung
architekturforum kempten, P001-P058 Architektur im Allgäu 1990-2005, Kunstverlag Josef Fink, 2006
architekturforum kempten: Baupreis 2005, Die Arbeiten
Angela Bachmair: Architekturszene Schwaben, Augsbuch, 2005
Junge Architektur im Allgäu, Heft 24, Architekturmuseum Schwaben, 2005
Holger Reiners, Bauen im Bestand, DVA, 2004
Karl Krämer Verlag Stuttgart + Zürich, Umbau im Bestand, 2008