Auftraggeber:
Sparkasse Allgäu
Wettbewerb:
Planungsgutachten mit 7 Teilnehmern
2. Rang
Projektbeteiligte:
Tragwerksplanung:
Dr. Schütz Ingenieure, Kempten
Landschaftsarchitektur:
realgrün Landschaftsarchitekten, München
Städtebau
Das Bereich des heutigen Sparkassenareals und der Zumsteinwiese war einst mit dem Flurnamen „Vor der Neustadt“ belegt und historisch betrachtet eine in Streifen parzellierte Zone zwischen Stadtpark und dem heutigen Residenzplatz. Die südliche Wegeverbindung in Verlängerung der Fischersteige bildete bereits früher den nördlichen Abschluss des Stadtparks und rechtfertigt somit eine Bebauung in diesem Areal. Der vorgeschlagene Baukörper greift mit seiner Struktur diese historische, schmale Parzellierung wieder auf. Das denkmalgeschützte Ensemble bestehend aus Zumsteinhaus, Langen Ständen und Weidlehaus wird durch das städtebauliche Konzept freigestellt. Der vorgeschlagene Neubau der Sparkasse ergänzt als Solitär dieses Ensemble. Die Hochpunkte der Dachgeschosse reagieren durch ihre Höhenentwicklung und Baumasse sensibel auf die Umgebungsstruktur. Die neuen Trauflinien greifen die Höhen der jeweiligen Nachbarbebauung auf: der südöstliche Turm mit zwei Dachgeschossen orientiert sich am Nürnbergerhaus, der nordwestliche Baukörper mit einem Dachgeschoss am Zumsteinhaus und die restliche niedrigere Basis am Weidlehaus. Der Zugang vom Residenzplatz aus erfolgt über Durchgänge in den Langen Ständen, die im neuen Sparkassenhof münden. Der nördliche Zugang ist unmittelbar angelagert an die stark frequentierte Fußwegverbindung zwischen Fußgängerzone und Salzstraße. Durch den neuen, flächeneffizienten Baukörper können die bislang von der Sparkasse genutzten Flächen in Weidlehaus und Langen Ständen im Neubau integriert und diese Räume ggf. extern vermietet werden. Optional kann über einen verglasten Steg im 1. OG die Anbindung an das Weidle Haus erfolgen. Der Zugang zur Tiefgarage wird in den neuen Baukörper integriert.
Bürokonzept
Der Neubau der Hauptstelle Kempten der Sparkasse Allgäu ist entsprechend der Konzeption 2010 unter dem Motto ‚Transparenz und Offenheit unter Wahrung der visuellen und akustischen Diskretion’ entwickelt worden. Die zentrale Kundenhalle wird von den Eingängen Residenzplatz und Stadtpark erschlossen. Das Beratungszentrum ist die zentrale Anlaufstelle für Privat- und Firmenkunden und integriert den großzügigen Servicebereich, zwei SB-Zonen, Kasse, Dialogarbeitsplätze und Beratungszimmer. Die Gebäudestruktur ist dahin gehend entwickelt, dass über die Variation des Grundmoduls der Fassadenachsen Arbeitsplätze in Einzel, Doppel-, Dreier-, oder Teambüros eingerichtet werden können. Diese Struktur ermöglicht eine maximale Flexibilität für spätere organisatorische Veränderungen. Alle Büros sind an den tagesbelichteten Fassaden entlang der mittleren Kombizone angeordnet. Büros für konzentrierte Arbeit und Kommunikationsflächen werden durch Glaswände abgetrennt. In der Mittelzone sind abteilungsbezogene Gemeinschaftsfunktionen wie Büroinfrastruktur, Ablage, Stauraumelemente, Steharbeitsplätze eingerichtet. Aufgelockert werden diese Bereiche über die unmittelbar an den Luftraum der Halle angelagerten Zonen für Großraumbüros. An zentralen Stellen bilden Espressobar und Besprechungsplätze kommunikative Zonen für informelle Gespräche und Arbeitspausen und sind zugleich Wartebereich für Kunden. In den repräsentativen Dachgeschossen sind Schulungs- und Konferenzbereiche mit Bezug zum Außenraum sowie der Vorstandsbereich konzentriert.
Klima
Das Klimakonzept lässt aktive technische und passive Systeme zur natürlichen Belüftung zu, um möglichst optimale lufthygienische und klimatische Arbeitsbedingen zu gewährleisten. Alle Büros erhalten eine Quelllüftung mit Frischluftzufuhr über Bodenauslässe entlang der Fassade. Zur individuellenund natürlichen Lüftung der Büroräume verfügt jedes Büro über öffenbare Fassadenelemente. Über Bauteilaktivierung bzw. Betonkernaktivierung werden die Büros im Sommer gekühlt und im Winter beheizt. Die massiven Stahlbetondecken sind mit Kühl- bzw. Heizleitungen versehen und dienen als Kälte- bzw. Wärmespeicher. Dieses System gewährleistet eine zug- und lärmfreie Raumtemperierung mit niedrigem Energieverbrauch. Wegen der relativen Trägheit des Kühl-, bzw. Heizsystems wird es zur Grundtemperierung eingesetzt. Zur Abdeckung der Spitzenlast und individuellen Raumtemperaturreglung werden Nachheizflächen als Randstreifendeckenelemente eingesetzt. Da im Erdgeschoss und im Dachgeschoss aufgrund der abgehängten Decke nicht über Bauteilaktivierungtemperiert werden kann, wird hier eine als Trockenbausystem ausgeführte Heiz-Kühldecke eingesetzt.
Licht und Schatten
Die Beleuchtung erfolgt über abgehängte Pendelleuchten mit direktem und indirektem Lichtanteil. Bewegungsmelder und tagelichtabhängige Steuerungen gewährleisten eine gleichmäßige Beleuchtungsstärke im Arbeitsbereich. Die Fassaden verfügen über einen fensterintergierten Sonnenschutz aus horizontalen Lammellen-Jalousien und einen innen liegenden Blendschutz in Form von textilen Rollos.
Fassade und Materialien
Der Baukörper erhält eine ortstypische Lochfassade, die ausreichend Tageslichteinfall gewährleistet. Pro Einzelbüro-Modul ist ein Lochfenster mit voller Grundrissflexibilität angeordnet. Durch die Variation der Öffnungs- und Pfeiler-Größen in Sockel-, Ober- und Dachgeschossen ergibt sich ein spannungsvolles Zusammenspiel zwischen Masse und Offenheit. Das vorgeschlagene Fassadenmaterial aus sandgestrahlten Weißbetonplatten spiegelt die Klarheit des Baukörpers wieder und vermittelt dadurch im urbanen Kontext.