Neubau des Rathauses der Gemeinde Oy-Mittelberg mit Neugestaltung der Freiflächen im Umfeld des Rathauses

    Auftraggeber:

    Gemeinde Oy-Mittelberg

    Wettbewerb:

    Nichtoffener Realisierungswettbewerb - Wettbewerbsbeitrag

    Projektbeteiligte:

    in Arbeitsgemeinschaft mit

    realgrün Landschafts-

    architekten, München

    Städtebauliches und landschaftsarchitektonisches Konzept

    Ziel des vorgeschlagenen städtebaulichen Konzepts ist einerseits die Eingliederung des neuen Baukörpers in die bestehende Typologie und historische Prägung des Ortes, zum anderen die Schaffung einer eigenständigen und lesbaren Adresse für das neue Rathaus.

    Der neue Baukörper reiht sich ein in die ortsbildprägende räumliche Gliederung des Dorfes mit meist gestaffelten giebelständigen Gebäuden entlang der historischen Straßenzüge der Hauptstraße, der Mittelberger Straße und am St. Anna- Platz. Das Rathaus präsentiert sich ebenfalls giebelständig zum St. Anna- Platz. Es fasst den Platzraum als selbstverständlicher und ruhiger Baustein der Ortsmitte und tritt in einen spannungsvollen Dialog mit der St. Anna- Kapelle und den umgebenden Gebäuden. Durch leichtes Zurücksetzen entsteht eine angemessene Vorzone als Teil der Platzfläche. Die plastische Gliederung des Baukörpers macht den Eingang leicht erkennbar, und leitet zu den Eingängen an der Seite des Gebäudes. Dem Haupteingang wird im überdachten Bereich eine lange Sitzbank vorgelagert.

    Das vorgeschlagene Gestaltungskonzept der öffentlichen Freiräume basiert auf einer intensiven städtebaulich freiraumplanerischen Auseinandersetzung mit der historischen Prägung und der Typologie und Identität des Ortes. Die Grundlagen des Ortskernsanierungskonzeptes finden hierbei besondere Berücksichtigung. Die Herstellung differenzierter nutzungsspezifischer Freiräume ist entwurfsbestimmend. Hochwertig gestaltete Strassenräume, Plätze, Höfe, Gassen und Wege werden als ortsbildprägende Gestaltungsfaktoren weiterentwickelt.

    Mit Beginn der Ortskernsanierung wurde mit einer hochwertigen, im höhengleichen Ausbau hergestellten Pflasterung begonnen. Die Umgestaltung des Rathausumfeldes folgt diesem Prinzip. Zurückhaltende Stufenpodeste vermitteln zur Höhenlage des Baugrundstückes. Die barrierefreie Erschließung erfolgt über die niveaugleich ausgebaute Haager Strasse. Die Zonierung der Strassenräume in Fahrbahn und Gehbahn resp. Fussgängern vorbehaltene Vorzonen erfolgt über Entwässerungsrinnen analog den bereits realisierten Teilbereichen.

    Der opulente und prägende Baumbestand im nördlichen Grundstücksbereich wird in Form eines „Rathausgartens“ in das übergreifende Gestaltungskonzept integriert und als Rückzugs-, Pausen- und Aufenthaltsbereich mit Sitzgelegenheiten ausgestattet. Der Höhenunterschied zur steil abfallenden Hauptstraße wird bewusst durch Fortführen des grünen Hanges bis zur Verengung der Hauptstraße als ruhiges und typisch ländliches Gestaltungselement gelöst. Die Parkierung wird abseitig der zentralen Ortsmitte im hinteren Grundstücksbereich situiert. Hier findet sich auch die Radlstation. Die Erschließung der Tiefgarage erfolgt unauffällig von der Hauptstraße aus. 

     

    Architektonisches Konzept

    Der Baukörper wird im Kanon der für Oy typischen Merkmale hinsichtlich Proportion und Materialität als zweigeschossiger Putzbaukörper mit Lochfassade und Satteldach vorgeschlagen. Der öffentlichen Bedeutung des neuen Rathauses entsprechend werden diese klassischen Gestaltungsmerkmale überlagert mit einer plastische Gliederung des Gebäudes zu St. Anna- Platz und Haager Strasse hin mit dem überdeckten Eingangsbereich und dem Rathaus-Balkon. In Verbindung mit dem gegenüber der Umgebung geringfügig steileren Dach, dem Verzicht auf Vordach und schmückende Elemente, sowie den großformatigen, ruhig in die Putzflächen gesetzten Fensteröffnungen entsteht ein Gebäude, das seine öffentliche Funktion und Bedeutung erkennbar macht.

     

    Tragwerk und Konstruktion 

    Das Gebäude wird in einfachen Konstruktionen und mit regional verfügbaren Baustoffen als Massivbau geplant. Gründung, Unterkellerung, Tiefgarage und Geschossdecken sind als Stahlbetonkonstruktion vorgesehen. Die Außenwände werden in monolithischer Ziegelbauweise mit Lochfassaden errichtet, die Fassade erhält eine robuste rauh strukturierte Putzoberfläche ohne WDVS. Der Holzdachstuhl wird mit einer ortstypischen Ziegeldeckung belegt.

     

    Energie und Ökologie

    Der angestrebte Energiestandard, ein A+ Haus EnEV 2013/2014, wird erreicht durch die wärmebrückenfreie Gebäudehülle mit 42,5er Thermoplan-Ziegeln und 3-fach-Isolierglas-Fenstern, ergänzt durch robuste und einfache Technik.

    Die Wärmeversorgung erfolgt durch Anschluss an die Nahwärmeversorgung, die Räume werden durch Bauteiltemperierung des Fußbodens beheizt. Um einen hohen Raumluftkomfort sicherzustellen, wird eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung vorgeschlagen, die im Dachraum über den DG-Nebenraumbereichen untergebracht wird.

     

    Grundrisskonzept

    Der Haupteingang mit Treppe und Aufzug direkt am Foyer erschließt im Erdgeschoss direkt das Bürgerbüro, welches in einem bürgerfreundlichen Großraum alle Funktionen des Hauptamtes abdeckt. An Foyer und Wartebereich angeschlossen sind die öffentlichen Sanitärräume in einem untergeordneten Bereich beim 2. Treppenhaus befindet sich der Personalraum. Ebenfalls an das Foyer angeschlossen wird die Touristeninformation mit Bezug zum St. Anna- Platz. Der Zugang von aussen erfolgt unmittelbar neben dem Haupteingang.

     Das Obergeschoss beherbergt alle anderen Amtsräume mit zugehörigen Nebenräumen. Dies ermöglicht Personal und Besuchern kurze, bequeme Wege und einen guten Überblick. Der Rathausflur dient als Warte- und Begegnungsbereich, die Aufweitung vor dem Sekretariat des Bürgermeisters weist einen zugeordneten kleinen Balkon mit Blick in die Landschaft nach Norden auf. Bürgermeisterzimmer, Sekretariat und das Zimmer des Hauptamtsleiters orientieren sich angemessen zum St. Anna- Platz.

    Das Dachgeschoss ist dem Ratssaal mit zugeordnetem Foyer und seinen Nebenräumen wie Teeküche und Stuhllager vorbehalten. Es ist über beide Treppenhäuser erschlossen. Der unabhängige Zugang erfolgt ebenfalls über den Haupteingang, das Foyer im EG und die Haupttreppe, ohne dabei andere Funktionsbereiche zu stören. Der Sitzungssaal orientiert sich zum Platz hin. Vom großzügigen Foyer aus blickt man in die Baumkronen und in die Landschaft. Das raumhaltige, steile Dach mit seinen dem Saal und Foyer zugeordneten Loggien an den Giebelseiten und präzise angeordneten Öffnungen in den Dachflächen verspricht eine feierliche Raumwirkung bei gleichzeitig guter Ausnutzung des gebauten Volumens.

    Das Untergeschoss mit Tiefgarage, Technik und Registratur ist mit beiden Treppenhäusern an die anderen Geschosse angebunden. Die Tiefgarage nutzt bei der Erschließung den natürlichen Höhenunterschied und berücksichtigt den wertvollen Baumbestand.

     

    Bild zum Projekt Wettbewerb Rathaus Oy
    Bild zum Projekt Wettbewerb Rathaus Oy
    Bild zum Projekt Wettbewerb Rathaus Oy
    Bild zum Projekt Wettbewerb Rathaus Oy
    Bild zum Projekt Wettbewerb Rathaus Oy
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