Auftraggeber:
die Sozialbau, Kempten
Wettbewerb:
Mehrfachbeauftragung
Projektzeiten:
Planung: 11/2006 - 01/2007
Städtebauliches Konzept
Das Wettbewerbsgebiet liegt im Kernbereich der Reichsstadt von Kempten. Es ist geprägt vom historischen Baubestand: die kleinteilige Parzellenstruktur und der polygonale Stadtgrundriss des Mittelalters, zumeist traufständige Häuser mit Vor- und Rücksprüngen, ruhig gegliederte Putzfassaden.
Der Vergleich mit der Flurkarte von 1823 zeigt den seither stattgefundenen Stadtumbau: Um die Burgstraße zu verbreitern, wurde auf der nördlichen Burgstraßenseite eine ganze Häuserzeile abgebrochen. So erklärt sich die eigenartige, untypische Fassade des „Altstadt-Engels", sie war früher eine geschlossene Brandwand.
Der historische Stadtgrundriss zeigt weniger eine geschlossene, homogene Blockrandbebauung, sondern vielmehr auch Fehlstellen aus Höfen und Durchgängen.
Unter diesen Vorgaben halten wir es für absolut undenkbar, ein über 100 m langes durchgehendes Gebäude zu planen. Es würde mit seiner Dimension und der aus der Nutzung heraus entstehenden horizontalen Gliederung die Maßstäblichkeit der Burgstraße sprengen. Diese Problematik lässt sich unseres Erachtens auch nicht durch jegliche Art von Fassadenkosmetik lösen. Deswegen schlagen wir in unserer Planung vor:
Die vorgegebene durchgehende Bebauung wird in drei Baukörper aufgeteilt. Zusammen mit dem Soloplan-Gebäude und dem Altstadtengel entsteht eine Ensemble aus Bauvolumen ähnlichen Maßstabs.
Die Fugen zwischen den Baukörpern dienen im EG als Eingänge oder Durchgänge, in den Obergeschossen als Aufenthalts- und Empfangsbereiche, besondere Büros oder Dachterrassen.
Die verschiedenen Nutzungseinheiten sind selbstverständlich ablesbar.
Das vorgegebene Raumprogramm der geplanten Nutzungseinheiten (Erweiterung Soloplan, Telis AG) kann in der neuen gegliederten Planung komplett nachgewiesen werden. Die Brutto-Geschossfläche und somit auch die Nutzfläche entsprechen den Vorgaben.
Fassadenkonzept
Die neuen massiv konstruierten Baukörper werden mit roter Ziegeldeckung und einem mineralischen Vollwärmeschutz-System und gescheibter Oberfläche konzipiert.
Die Farben der einzelnen Putzflächen der Baukörper werden zueinander leicht abgetönt. Dadurch entstehen in Verbindung mit den Knicken im Fassadenverlauf zusätzliche vertikale Gliederungen der Gebäude.
Entsprechend den Erfordernissen der geplanten Büro-Nutzung nach optimaler Belichtung werden großflächige Öffnungen aus dem massiven Baukörper geschnitten. Die innenbündig angeordneten Fenster ergeben im Zusammenspiel mit den verschiebbaren, außenbündigen Lichtleit-Elementen die typische Tiefe einer Lochfassade.
Die Überlagerung aus dem liegenden Gesamtformat der Öffnungen und den stehenden Formaten der Schiebe-Elemente ergeben eine lebendige Fassade.
Die Lichtleit-Elemente bestehen aus Glasscheiben mit einer Email-Rasterbeschichtung, die an die jeweilige Fassadenfarbe angeglichen ist, und Lichtlenk-Prismen im Scheibenzwischenraum. Dadurch wird warmes, diffuses Licht in die Raumtiefe gelenkt. Durch das Verschieben dieser Elemente kann die Belichtung der Räume den wechselnden Möblierungen angepasst werden.