Auftraggeber:
Stadt Buchloe
Wettbewerb:
Planwerkstatt 1. Rang
Projektbeteiligte:
Tragwerksplanung:
Dr. Schütz Ingenieure, Kempten
Fotografie:
F64 Architekten
Architektonisches Konzept
Die typischen Merkmale des Bestandgebäudes als Putzbaukörper mit Lochfassade werden herausgearbeitet und hinsichtlich Proportion und Materialität verfeinert. Die Fensterformate werden in den Obergeschoßen vergrößert, durch Absenken der Brüstungen entstehen elegante, hohe Fensteröffnungen, ruhig in die Putzflächen gesetzt. Im Erdgeschoß werden die übergroßen Öffnungen der Post an die klare Gliederung der Obergeschosse angepasst. Der öffentlichen Bedeutung der kulturellen Nutzung entsprechend werden diese klassischen Gestaltungsmerkmale überlagert mit einer plastischen Gliederung des Gebäudes mit einem überdecktem Eingangsbereich. Dieser macht die öffentliche Funktion und Bedeutung des Gebäudes erkennbar.
Die bestehende Außentreppe kann durch die neue interne Erschließung entfallen und ermöglicht eine erhebliche Aufwertung der Gebäuderückseite, die zur Bahn orientiert eine der Hauptansichten darstellt. Der Eingriff im Bestand für Aufzug und neues Treppenhaus ist natürlich mit einem gewissen Aufwand verbunden, der jedoch mit einem komplett neuen, klaren und modernen Charakter des Gebäudes belohnt wird. Ohne diese Maßnahme (mit Verbleib der angefügten Stahltreppe) bleibt die energetische Sanierung hinter dem Potential zurück, das Gebäude strukturell zu verbessern und zu erneuern.
Städtebauliches Konzept
Ziel des vorgeschlagenen städtebaulichen Konzepts ist einerseits die Anpassung des bestehenden Baukörpers in die neue städtebauliche Situation, zum anderen die Schaffung einer eigenständigen, lesbaren und gemeinsamen Adresse für die Bücherei und die Volkshochschule als wichtige kulturelle Einrichtungen des Ortes. Der Baukörper liegt auf der Längsseite des Platzes und prägt diesen maßgeblich. Die Gestaltung der umliegenden Gebäude ist äußerst heterogen und unruhig. Die neue Bücherei präsentiert sich mit klaren Volumina und zurückhaltender aber prägnanter Gestaltung. Dabei werden die Qualitäten des Bestandsgebäudes herausgearbeitet. Die plastisch gegliederte Eingangssituation wird an die Stelle direkt gegenüber dem Bahnhof und der Unterführung gelegt. Der schräge Gebäudeeinschnitt leitet zum Eingang hin, bildet eine überdachte Eingangssituation ohne additive Elemente und ermöglicht eine großzügige Öffnung des Lesebereiches der Bücherei zum Bahnhofsplatz. Platz und Lesecafe bilden den „Vorraum“ für Bücherei und VHS. Die Räumlichkeiten der VHS erfahren eine deutliche Aufwertung durch die großzügige Erschließung und vor allem die neue Präsenz im Stadtraum. Der Bürger wird durch die Gestaltung in den Mittelpunkt des Lebens auf dem Bahnhofsplatz gerückt.
Raumkonzept
Der neue Eingang mit Treppe und Aufzug erschließt im Erdgeschoss direkt die Bücherei mit vorgelagertem Kulturcafé. Dieses kann von der Bücherei abgetrennt und somit flexibel auch von den Nutzern der VHS genutzt werden. Garderobe und Behindertentoilette stehen somit ebenfalls der VHS zur Verfügung, es ergeben sich vielfältige öffentliche Nutzungsmöglichkeiten. Der Eingangsbereich dient der Bücherei dabei als großzügiger Windfang, in dem auch Kinderwägen Platz finden. Vor der Theke für Ausleihe und Rückgabe öffnet sich eine große, flexibel nutzbare Veranstaltungsfläche, die sogar zum Platz geöffnet werden kann. Kleinkunst, Lesungen und Aktionen mit Schulkassen wird eine Bühne geboten. Die Besuchertoiletten der Bücherei befinden sich im Eingangsbereich hinter der Ausleihe. Die räumlichen Gegebenheiten (Laderampe) des Bestandes werden genutzt um dem Hauptraum der Bücherei kleinere Bereiche anzugliedern, die als Rückzugsmöglichkeit zum 'Probelesen', 'Probehören' und als 'Kuschelnischen' genutzt werden können. Hier entstehen Themenbereiche, die Fenster sind mit Sitzlaibungen raumhaltig zum Platz ausgebildet. Für die Putzfassade wird ein haptisch wirksamer Putz mit Besenstrich vorgeschlagen, der die Materialität, die handwerkliche Fertigung und die Plastizität des Baukörpers betont. Die große Putzstärke wird spürbar und unterstreicht die Wertigkeit des Gebäudes und seiner Nutzung. Dahinter liegt ein wirtschaftliches Wärmedämmverbundsystem, das den gewünschten energetischen Standard sicherstellt.